Samra Losinger-Zschokke, Stiftungsrätin
Wir trauern um Samra Losinger-Zschokke, die im August dieses Jahres nach langer Krankheit starb. Samra war 1972 gemeinsam mit Lotti Jacobi Mitbegründerin der Stiftung für „Freiheit und Menschenrechte“. Bis zu ihrem Tod war sie Mitglied des Stiftungsrates. Samra setzte sich jahrelang für die Einhaltung der Menschenrechte ein. Der Begriff „Freiheit“ war für sie von besonderer Bedeutung, war sie doch auch Mitbegründerin des Vereins Tibetfreunde Schweiz. Die Erfahrungen mit dem schwierigen Schicksal der tibetischen Flüchtlinge und Vertriebenen sowie ihre Arbeit in Indien führten dazu, dass Samra mit dem Dalai Lama in enger Verbindung stand. Die Verleihung des Menschenrechtspreises 1988 an den höchsten religiösen Führer der Tibeter:innen durch unsere Stiftung, war für Samra ein wichtiger Höhepunkt in ihrem Engagement.
Als die Stiftung ihren jährlichen Menschenrechtspreis 2015 dem Süditaliener Domenico Lucano aus Riace überreichte, freute sich Samra. Domenico Lucano nahm in seinem Dorf, dessen Gemeindepräsident er war, ohne Aufhebens Flüchtlinge auf, die in Riace gestrandet waren. Die Flüchtlinge blieben, bauten das halbzerfallene Dorf teilweise wieder auf und schafften mit der Hilfe von Lucano Arbeitsplätze. Lucano wurde für seine Menschlichkeit angeklagt, verurteilt, eingesperrt – und wieder freigesprochen. Samra nahm auch nach der Preisverleihung Anteil am Schicksal des Flüchtlingshelfers und blieb in engem Kontakt mit ihm. Sie wusste um die Schwierigkeiten und die Not jener Menschen, die sich für eine menschenwürdige Behandlung von Flüchtlingen in Ländern mit fremdenfeindlichen Regierungen einsetzten. Samra war leise, empathisch, wertschätzend und immer hilfsbereit. Der Stiftungsrat bedankt sich bei Samra für ihre Treue und behält sie in bester Erinnerung.
Bern, November 2024
Ruth-Gaby Vermot STR